Author Archives: Soziales Zentrum Avanti

PM: Erklärung zur Duldung und dem Naziangriff

Am 22. August wurde die ehemalige St. Albertus Magnus Kirche betreten und es wurde begonnen sie als soziales Zentrum “Avanti” instand zu besetzen. Nach dem ersten und positiven Gespräch mit dem verantwortlichen Pfarrer können die Besetzer*innen vorerst im Gebäude verbleiben. Die Polizei zog ab und die Verantwortlichen sehen von einer Strafanzeige gegen die Besetzer*innen ab.

Bis zu den nächsten Gesprächen wollen die Aktivist*innen sich mit Anwohner*innen und Interessierten über die Nutzung des Gebäudes als soziales Zentrum verständigen. Zu dem geplanten Interessenten- und Anwohner*innen-Plenum kam es bisher nicht, da es einen Versuch der Neonazis von Die Rechte gab, das soziale Zentrum Avanti anzugreifen. Dank der Unterstützung vieler Menschen konnte jedoch schlimmeres verhindert werden.

Die Aktivistin Emma äußert sich zu den Vorfällen wie folgt: “Als soziales Zentrum sprechen wir uns ganz klar gegen Faschismus und Nationalismus aus. Wir unterstützen daher die antifaschistischen Kämpfe und erklären uns mit allen Menschen, die sich heute den Neonazis in den Weg gestellt haben.”

Bilder vom 23.08.2014

Erster gemeinsamer Abend im Avanti-Zentrum!!!

Hallo da draussen, ihr Blockierer_innen und Unterstüzer_innen,
jetzt wo es so aussieht als seien uns Tage der Ruhe gegönnt, laden wir euch herzlich ein unser neues Zentrum zu besuchen und mit uns an Ort und Stelle Kultur und Programm zu schaffen! Damit der heutige Abend auch wunderwschön wird, braucht es unter anderem eure Selbstorganisation, bzw. eure Kräfte!

Tolle Dinge könnten sein:
-Musik (bitte keine elektronische Musik)
-Instrumente (Villeicht sogar Bands?)
-Jonglierzeugs
-Feuershow
-Graffiti
-Workshops
-Getränke für alle
-Dekoration (Fahnen etc.)
…oder andere Dinge und Ideen!

Alles weitere wird um 19 uhr bei einem offenem Plenum besprochen! Ein dickes Danke jetzt schonmal bei allen die unterstüzt haben, weiter unterstüzen und fleissig geteilt haben!

Bitte, denkt daran das wir uns immer noch in einem Besatzungszustand befinden. Deshalb tolerieren wir keinen übermäßigen Konsum von Alkohol und anderen Drogen!

PM: Und auch gegen Nazis…. Solidarität mit dem CSD!

Heute werden die Neonazis der Partei „Die Rechte“ ein weiteres Mal ihre traditionelle, noch aus Zeiten des mittlerweile verbotenen „Nationalen Widerstands Dortmund“ stammende, Veranstaltung im Spätsommer abhalten. Wir hoffen, dass diese Kundgebung, wenn überhaupt, nur unter massiven Störungen stattfinden kann und erklären uns solidarisch mit dem gleichzeitig in der Innenstadt stattfindenden Christopher-Street-Day!
Die Kundgebung der Rechten knüpft an die sogenannten Nationalen Antikriegstage an, die bis 2011 ein deutschlandweites Ereignis innerhalb der organisierten Neonaziszene darstellten.
Wir begrüßen die diversen Gegenaktivitäten und wünschen allen Beteiligten einen ereignisreichen Tag.
So richtig wir es finden, den Neonazis die Straße und damit den Raum zu verweigern, ihre menschenverachtende Ideologie zu propagieren, so sehr glauben wir an die Notwendigkeit einer antifaschistischen, antirassistischen Alltäglichkeit.
Wir glauben, dass die endgültige Überwindung faschistischer Ideologie ein respektvolles und offenes Miteinander braucht, über Blockade-Events hinaus.
Dafür brauchen wir jedoch Orte der Begegnung, in denen wir zueinander finden können und die uns als Experimentierfelder für die Welt von morgen dienen.
Wir begreifen die Eröffnung des Sozialen Zentrums Avanti somit als antifaschistischen Beitrag heute, morgen und in Zukunft.
Nach geglückten Störungen laden wir alles herzlich ein, den Abend bei Essen und netter Gesellschaft angenehm ausklingen zu lassen!

Fotos von der Besetzung

Bilder vom ersten Abend der Besetzung

DIESES HAUS IST BESETZT

Freiheit entsteht aus kämpfender Bewegung

Wir haben die ehemalige St. Albertus Magnus Kirche am 22. August 2014 besetzt. Diese Kirche steht seit ca. 7 Jahren leer. Gründe, in leere Häuser einzuziehen haben wir genug. Leerstand wieder mit Leben zu füllen, sich Räume anzueignen und zu nutzen bietet außerdem die Möglichkeit, das eigene Leben selbstbestimmt(er) zu organisieren und zu leben. Besetzte Häuser können Orte für Utopien sein, können Raum bieten für selbstgestaltetes Wohnen sowie für die Arbeit von Initiativen und Gruppen, für gemeinsames Ausprobieren und Finden bisher unbekannter Probleme und Lösungswege.

Das Recht auf Wohnen durchsetzen

Wir sehen nicht ein, dass in einer Stadt in der über 5000 Menschen keine Wohnung haben gleichzeitig so viele Wohnungen einfach leer stehen, wie hier in der Dortmunder Nordstadt. Viele Menschen schlafen auf Straßen, in Parks, unter Brücken, in Wohnzimmern bei Freund*innen, in Turnhallen, in Flüchtlings- und Notunterkünften oder in viel zu teuren Zimmern.
Eine Wohnung gehört zu der absoluten Lebensgrundlage eines jeden Menschen. Die Praxis dass Andere Wohnraum einfach aufkaufen können und damit tun und lassen können was sie wollen – sei es Luxussanierung, Abriss, Mieterhöhung oder strategischer Leerstand – entbehrt jedweder Logik und jedweder Gerechtigkeit. Niemand sollte einem anderen Menschen Wohnraum nehmen, verweigern oder unmöglich machen können.

Trotz großen Leerstands werden über 600 Menschen jedes Jahr im Auftrag der Eigentümer*innen von der Justiz und im Einvernehmen mit der Stadt Dortmund gewaltsam aus ihren Wohnungen zwangsgeräumt, sei es aufgrund eines Verzugs nach erhöhten Energiekosten und Nachzahlung, vorgetäuschten Eigenbedarfs seitens der Eigentümer*innen oder der Willkür von Behörden. Entweder die Menschen wohnen fortan noch weiter abseits in der Peripherie, oder bleiben auf der Straße, wenn sie nicht rechtzeitig Wohnraum finden konnten. Wir verstehen daher diese Besetzungen als Angriffe auf die herrschenden Verhältnisse, als Symbol gegen kapitalistische Wohnungspolitik und wollen den Kampf um Häuser mit dem Kampf um ein besseres Leben verbinden.

Die Willkür des Staates und der Eigentümer*innen überwinden

Dieser Stadtteil wird spätestens in den letzten 15 Jahren dem Verfall, dem Leerstand und der Willkür von Investoren überlassen. Viele Wohnungen bleiben aus vielerlei Gründen unvermietet, da sie nur als Spekulationsobjekt dienen oder als Ganzes weiterverkauft werden sollen und sie offensichtlich ohne Mieter*innen attraktiver sind. Dortmund jedoch verschließt die Augen vor den vielen Problemen. Während in den Vororten die Welt scheinbar „in Ordnung“ ist, die Umsätze auf dem Hellweg astronomisch sind und in aufstrebenden Vierteln die Häuser saniert werden und die Preise steigen, verläuft eine klare Trennlinie entlang der Bahntrasse, geteilt in den „reichen“ Süden und den „armen“ Norden.

Die Nordstadt, vor 150 Jahren bereits als Viertel für einkommensschwache Arbeiter*innen sowie Gastarbeiter*innen erdacht und konstruiert, leistet nicht einmal mehr das wozu sie einst gebaut wurde, Wohnraum zu bieten für jene, die dieser Stadt und der Region, einst Wohlstand gebracht haben. Jene die heute vom sogenannten Strukturwandel benachteiligt werden. Auf die Stadt Dortmund und die staatlichen Institutionen können wir nicht bauen, das hat das staatliche Handeln der letzten Jahrzehnte gezeigt. Stattdessen sollten und werden wir als Bewohner*innen auf unsere Fähigkeiten zur Selbstorganisation vertrauen und unsere Leben wieder selbst in die Hände nehmen.

Praktische Solidarität gegen Rassismus und Diskriminierung

Der Willkür der Eigentümer*innen sind vor allem Gäste und Zuwanderer aus Osteuropa ausgeliefert, des Weiteren besteht ein genereller Verdacht gegenüber Migrant*innen und People of Colour. Dieser alltägliche Rassismus und die verfestigten Vorurteile lassen viele Menschen aus Bulgarien und Rumänien hier keine Wohnungen finden, obwohl hier in der Nordstadt viele Wohnungen leer stehen. Vor allem Sinti und Roma sind davon betroffen. Wir meinen jeder Mensch sollte dort leben können und dürfen wo es ihr oder ihm beliebt und nicht aufgrund von Rassismus ausgeschlossen werden können. Diejenigen, denen das Recht auf Wohnraum verwehrt wird, wollen wir ermutigen, sich zu nehmen was ihnen zusteht und den Wohnraum nach den eigenen Vorstellungen zu nutzen. Denn dieser Leerstand ist illegitim und die rassistische Praxis ist nicht tolerierbar.

In einer Welt in der Rassismus und Faschismus wieder auf dem Vormarsch sind ist antifaschistische und antirassistische Bewegung unerlässlich. In einer Stadt wie Dortmund, in der es eine große Szene militanter Neonazis gibt, braucht es diese Bewegungen erst Recht. Solche Bewegungen aber brauchen echte Freiräume, in denen jeder Mensch Schutz finden kann vor Verfolgung und in denen Solidarität praktiziert wird statt Ausgrenzung. In einem Stadtteil, in dem es zudem täglich rassistische Polizeikontrollen und Schikane gibt und nicht selten auch physische Gewalt durch Polizist*innen, wollen wir Anlaufpunkt und Schutzraum sein.

Freiräume für Bewegung

Der neoliberalen Ideologie der Verwertbarkeit aller Lebensbereiche und der Unterordnung aller Menschen unter die unmenschlichen Spielregeln der Profitmaximierung wollen wir solidarische Alternativen entgegensetzen und praktizieren. Unser Freiraum soll ein Ort gegenseitiger Hilfestellung, freien Lernens, freier Gedanken und freier Kunst sein. Wir wollen Küche für Alle bieten, wo jede und jeder Essen bekommt und nur das gibt was er oder sie gerade kann. Wir wollen Umsonstläden einrichten, wo kein Geld benötigt wird um Sachen zu geben oder zu nehmen und. Nicht-kommerzieller Kunst und Kultur soll Raum geboten werden. Wir wollen Bildungsangebote liefern, die sich vor allem an junge Menschen, aber auch an Erwachsene richten. Wir wollen einen offenen Raum bieten, in dem alle jederzeit Schutz vor Kälte und Nässe finden können.

Solche Freiräume können nur als nicht-kommerzielle Projekte funktionieren, kein Profit kann und soll auf Kosten der Menschen gemacht werden. Diese Orte der Begegnung, seien es kulturelle, soziale Zentren oder autonome Zentren brauchen Räume die nicht der Willkür der Eigentümer-Interessen unterworfen sind, die nicht von der Gnade der Stadt oder dem Zahlen utopischer Mietbeträge abhängig sind. Raum ist genug da und wir nehmen uns ihn, denn für uns ist er da.

Wir werden uns den Wohnraum zurückholen, Freiräume erkämpfen und Alternativen leben. Denn in einer gerechten und lebenswerten Welt sind die Häuser für die Menschen da, die in ihnen wohnen.